Ist BARF eigentlich gut für den Hund?

Diese Frage fällt in unserer Kleintierpraxis nicht selten. Daher hier mal eine SACHLICHE u. PERSÖNLICHE Beantwortung. Denn nachdem ich seit ca. einem Jahr mit dem wirklich kompetenten BARF-Händler Sven Weiskopf zusammenarbeite und meinen Hund jetzt auch seit einigen Wochen entsprechend ernähre möchte ich meine persönlichen Erfahrungen mal öffentlich machen...

Als angehender Tierarzt wird man durch gekonntes Firmen-Sponsoring an den Universitäten richtungsweisend "geprägt" - so kennt man bereits sowohl bestimmte Laborgeräte, OP-Instrumente, Injektionspräparate als auch Futtermittel-Hersteller...
spricht auch erstmal nichts gegen und ist nur legitim.
Im Berufsleben lernt man aber auch "neue Varianten" kennen: so auch das BARFEN - die biologisch artgerechte Rohfütterung... hört sich schonmal super an!
Aber was ist so besonders dran?

Es handelt sich dabei meist im Rohzustand um Tiefkühlware aus natürlichen Inhaltsstoffen wie Fleisch, Gemüse, Kräutern, Ölen und Co - ABER ohne Konservierungsstoffe oder Füllstoffe wie Weizen.
Praktisch eine küchentaugliche Zusammenstellung vom "natürlichen Wolfsfutter" (dem tatsächlichen Vorfahr von Pekinese bis Dogge...) wie z.B. Kaninchen incl. Darminhalt - also Gemüse usw. ...
Nach Auftauen wird es als Alleinfuttermittel an den Hund verfüttert.
Natürlich kann man auch alles frisch zubereiten - ist allerdings deutlich mehr Aufwand... Und einfacher ist immer gut, oder?
Durch die extrem hohe Verdaulichkeit verbleibt es nicht lange im Magen was vermutlich das MAGENDREHUNGS-Risiko senkt. Allerdings hat die Fellnase auch wieder schneller Hunger.
Durch einen kompletten Verzicht auf Zerealien in Form von Getreide kann das BARF viel effektiver verdaut werden, so dass die stinkenden Hinterlassenschaften um Einiges kleiner ausfallen.

Bei meinem Bulldoggen-Rüden habe ich darüber hinaus festgestellt, dass ihm kaum noch Flatulenzen (ugs. Pupse) entfläuchen.
Das Fell erscheint glänzender und voller. Ein in Phasen auftretender Juckreiz an den Pfoten, durch eine Futtermittel-Unverträglichkeit verursacht, konnte weitestgehend beseitigt werden.

Was ich persönlich allerdings für das Hauptproblem des Barfens halte ist der teils fanatische Anhänger, der es einer Weltreligion gleichsetzt und seinen Futter-"Dschihad" oder "Kreuzzug" gegen alle Andersdenkenden durchsetzen möchte.
Zur Verteidigung muss ich aber anmerken, dass man als vermeindlich unwissender Tierarzt nur online vom Extremisten angefeindet wird - wohl ein Übel der Anonymität.
Gegen die "Vegane-Katzen-Ernährer" allerdings eher harmlos...
Toleranz ist aber auf beiden Seiten die Grundvoraussetzung für ein harmonisches Zusammenleben. Man sollte niemanden verurteilen, egal was er/sie füttert!
Ich kenne auch keine Studie über eine (oftmals angepriesene) barfbedingte Senkung von Tumorrisiken o.ä. - wir sprechen hier immer noch über ein Futtermittel.

Somit ist und bleibt das BARFEN für mich eine tolle Fütterung meines Hundes, die meinem Liebling gut tut und schmeckt, seinen Allgemeinzustand verbessert und durch das Auftauen ein bisschen mehr Arbeit macht als das Öffnen von Dose oder Sack.
Da es KEIN Allheilmittel ist gibt es natürlich auch Gegenanzeigen wie z.B. eine Niereninsuffizienz, aber da weiß euer Haustierarzt Rat und hilft euch gerne weiter... Bis aus wenig Ausnahmen ist das BARF eine tolle Ernährung für den gesunden Hund!
Von einem Versuch getreu dem Motto "jeden Tag mal ein halbes Steak - wird schon passen..." kann ich nur abraten.
Auch wenn man seinen Hintern dafür mal aus dem Internet in einen realen Shop bewegen muss, lohnt sich der Weg incl. Hund zum Aug-in-Aug-Gespräch mit einem erfahrenen BARF-Verkäufer. Bitte nicht dieses Foren-Empfehlungs-Gedöns, wo niemand den Hund kennt. Ist aber auch nur ein Tipp...

Die Möglichkeit des Barfens von Katzen soll hier lediglich erwähnt aber nicht weiter vertieft werden!
Ich bitte darum hier auf jedwede Werbung (für was auch immer!) zu verzichten. Das funktioniert - ich spreche da aus Erfahrung

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
— mit Janet Kernbach hier: Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit.

Für jeden der einen Gruß da läßt gibt es einen Knochen

wenn wir einen finden

 

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