EPILEPSIE bei Hund & Katze - wann therapieren?

Jeder Tierbesitzer, der es zum ersten Mal mitansehen musste, ist danach vollkommen fertig: ein epileptischer Anfall beim befellten Familienmitglied!

Woher kommt er?
Es gibt die verschiedensten Ursachen. Beispielsweise kann ein Hirntumor verantwortlich sein - allerdings ist oftmals der Grund nicht nachzuvollziehen. Man spricht dann von einer sogenannten ideopathischen Epilepsie (die medikamentös therapierbare Form).

Woran erkenne ich ihn?
Aufgrund der Schwere kann er sich sehr unterschiedlich äußern. Das Tier kann in schweren Fällen krampfend auf der Seite liegen, unwillkürlich Urin und Kot absetzen, mit den Kiefern klappern u./o. speicheln.
Im leichten Anfall kann die Fellnase aber genausogut "lediglich" nicht ansprechbar sein und beispielsweise einen Punkt im Raum anstarren. Viele Patienten sind nach einem Anfall hungrig und zeigen ein gesteigertes Bewegungsbedürfnis.

Wie reagiere ich am besten?
Bei diesem Thema stelle ich im Rahmen meiner Erste-Hilfe-Kurse einen Punkt uneingeschränkt an oberste Stelle: EIGENSCHUTZ!
Wenn ein sich im Status epilepticus befindendes Tier sein "Handeln" nicht mehr kontrollieren kann und man einen Finger oder gar eine Hand im Maul des Patienten eingeklemmt hat, ist die mögliche Hilfe deutlich eingeschränkt.
In erster Linie geht es um die Entreizung des Patienten - sprich Licht aus, Raum abdunkeln, Radio u. TV ausschalten und lose Gegenstände außer Reichweite schaffen. Zur Erleichterung der Diagnostik ist natürlich ein Video (z.B. mit dem Handy) des Anfalls ne tolle Sache - dafür muss man aber als Herrchen/Frauchen schon ziemlich cool reagieren, was beim ersten Anfall definitiv nicht klappen wird...

Wann und wie wird therapiert?
Nach dem ersten Anfall sollten per Blutuntersuchung organische Schäden, speziell der Leber, ausgeschlossen werden. Des Weiteren ist die Führung eines Epilepsie-Tagesbuchs ratsam.
Zur Zeit gibt es gerade mal drei für den Hund zugelassene Antiepileptika - jedes mit mehr oder weniger starken Nebenwirkungen. Je nachdem um welchen Wirkstoff es sich handelt muss die Blutkonzentration der TÄGLICH verabreichten Präparate in individuell angepassten Zeitabständen überprüft werden.
Bei der neuesten Generation der Antiepileptika für Hunde muss zwar nicht der Wirkspiegel im Blut gemessen werden, aber nicht jeder Patient verträgt sie.
Man beginnt eine entsprechende "Anfalls-Prophylaxe" erst bei ca. zwei Anfällen pro Monat. Das bedeutet, dass man eine Risiko-Nutzen-Abwägung erst stellt wenn die möglichen Nebenwirkungen in Kauf genommen werden können.
Valium und dessen Derivate nutzt man in Notfällen um Patienten aus einem sogenannten Status epilepticus herauszuholen, wen er/sie es von alleine nicht schafft. Es gibt sie auch z.B. als Zäpchen oder sogenannte Rektaltuben für die "Erste-Hilfe zu Hause"...

Wie sehen die Nebenwirkungen der Therapie aus?
Die meisten Herrchen/Frauchen berichten von Antriebslosigkeit und gegebenenfalls gesteigertem Appetit. Es können sich aber natürlich auch andere unerwünschte Wirkungen zeigen... daher die Therapie erst ab der "gewissen" Häufigkeit.

Für offene Fragen sowie die medikamentöse Einstellung eures Lieblings steht euch euer Haustierarzt mit all seiner/ihrer Erfahrung zur Seite.
Auch wenn dieser Artikel weder ein Fachbuch noch die professionelle Beratung eines Tierarztes ersetzen kann, soll er doch ein wenig die Angst nehmen...

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit

Für jeden der einen Gruß da läßt gibt es einen Knochen

wenn wir einen finden

 

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